Dein eigenes Unternehmen gründen
Wir bieten hier – wie bereits angemerkt keine steuerliche oder finanzielle Beratung an. Dafür vermitteln wir aber gerne fähige und mit Auswanderern erfahrene Steuerberater und Anwälte. Denn jeder Einzelfall sollte bei der Komplexität der brasilianischen Bürokratie individuell geprüft werden. Nur soviel aber zur generellen Information:
Ein Unternehmen zu gründen ist mit Hilfe eines erfahrenen Steuerberaters kein Hexenwerk. Man benötigt allerdings entweder eine RNE, also einen Ausweis mit gültigem Aufenthaltstitel. Oder man braucht einen „Bürgen“, der entweder brasilianischer Staatsbürger oder eben jemand mit Aufenthaltstitel ist. Dieser muss als sozusagen für den Gründer mit bürgen und im Unternehmensvertrag („contrato social“) mit mindestens 1% beteiligt sein.
Im Kapitel „Steuersystem“ habe ich verschiedene Steuerarten aufgeführt, die vom Unternehmen und der Art der Dienstleistung bzw. den verkauften Produkten und anderen Faktoren abhängen. Eine der einfachsten Formen einer Unternehmensgründung ist die eines Einzelunternehmens und der Option der vereinfachten Steuer „Simples nacional“. Das ist besonders für Selbstständige oder Freiberufler interessant, die etwa Beratungen, Coching, Marketing, Behandlungen etc. online anbieten. Ich habe mit Unterstützung meines Steuerberaters und eines Spezialanwalts etwa eine Woche gebraucht, um solch ein Unternehmen zu registrieren, meine CNPJ (Steuernummer) zu erhalten, eine weitere Woche um ein Unternehmenskonto zu eröffnen und dies für internationale Geldtransfers bei der brasilianischen Zentralbank zu legitimieren. Versuche das einmal so schnell in Deutschland!
Warum ist eine Unternehmensgründung sinnvoll?
Es gibt in Brasilien zwei juristische Formen juristisch, beruflich und finanziell aufzutreten und zu interagieren. Als Privatperson (pessoa fisica) und als juristische Person (pessoa juridica). Je nachdem als welche „Person“ man auftritt, ein- oder verkauft, Verträge abschließt, ein Konto eröffnet etc. gelten völlig andere Gesetze, Verträge und auch Steuersätze. Auch in Bezug auf Abschluss einer Krankenversicherung macht das grundlegende Unterschiede.
Bevor man also eine größere Investition tätigt, eine Versicherung abschließt oder ein Konto eröffnet sollte dies geklärt werden. Insbesondere in Hinblick für diejenigen, die einen Aufenthaltstitel durch Investition oder Hauskauf in Brasilien in Erwägung ziehen sind eine kompetente Beratung und einige Grundsatzentscheidungen im Vorfeld angeraten.
Es gibt aber noch andere Gründe für eine Unternehmensgründung, die vielen nicht bewusst sind. Wenn Ein- oder Ausreiseverbote wie in der Plandemie wiederkehren oder gar verschärft werden, dann ist ein eigenes Unternehmen oder eine Beteiligung sinnvoll. Gründe für solche Szenarien gibt es genügend: durch eine wirklich gefährliche Pandemie, CO2-Reisebeschränkungen, Kriegssituation, Sanktionen u.a. Wenn touristische Reisen verboten werden, so sind meist Reisen für Unternehmen zur Berufsausübung noch erlaubt. Wer also ein eigenes Unternehmen in Brasilien leitet oder beteiligt ist wird mit sehr viel höherer Wahrscheinlichkeit auch bei solchen Szenarien noch nach Brasilien einreisen können. Oder - wie bereits erlebt - sogar als geächteter Ungeimpfter einreisen können. Das betrifft i.d.R. dann auch die gesamte Familie. Im Zweifelsfall werden der Partner, Eltern, Geschwister oder erwachsene Kinder einfach am Unternehmen beteiligt. Die Rückreise nach Deutschland wiederum sollte als deutscher Staatsbürger kein Problem darstellen.
Vermögenstransfer
Wie bereits im Kapitel zu Steuern dargestellt gibt es zwischen Deutschland und Brasilien kein Doppelbesteuerungsabkommen mehr. Das würde also bedeuten: wenn du als Privatperson dein bereits versteuertes Einkommen oder Vermögen per Banktransfer auf dein privates Konto in Brasilien transferierst musst du es ein zweites Mal versteuern, im Zweifelsfall mit dem Höchstsatz von 27,5%. Ich enthalte mich mal besser jeden Kommentars dazu.
Ein eigenes Unternehmen, vor allem bei hohem Investitionsbedarf durch Grundstücks- oder Hauskauf, Maschinen, Ausrüstung, Beratungskosten etc. braucht eine sog. „Capitalisaçao“. Diese wird geschätzt und in der Unternehmensgründung im „contrato social“ angelegt und durch die Behörden genehmigt. Diese Summe kann dann praktisch steuerfrei (abzüglich Wechselgebühr, Anwaltsgebühr und einer minimalen Steuer unter 1% für die Zentralbank) transferiert werden. Bei der Verwendung gibt es dann gewisse Freiheiten in der Art und Form der Investition.
Es gibt natürlich noch andere Möglichkeiten des günstigen Vermögenstransfers nach Brasilien, die aber besser ein Steuerberater erklärt.
Ein ganz simpler statistischer Fakt spricht außerdem für die Gründung einer eigenen Firma: praktisch alle wohlhabenden Brasilianer sind Inhaber einer eigenen Firma. Es gibt nur ganz wenige wohlhabende Angestellte. Und das Ganze hat seine Gründe, die ein Steuerberater gerne darstellen wird.
